Spassiger Briefwechsel
Im Haus Kunst und Wissen am Rheinufer in Diessenhofen las am Sonntag Gérard Seiterle amüsante Texte aus alten Dokumenten. Seiterle steht als Präsident dem Museum Vinorama in Ermatingen vor.
Seinen Vortrag mit dem Titel
„Saloppe Sprüche aus dem Hegau“ bereicherte Seiterle mit Bildern
von alten Dokumenten, Portraits oder von Gebäuden, auf die sich die
Zitate beziehen. Er begann mit lustigen Beispielen von
Dialektausdrücken, wie sie von Donaueschingen über den Hegau bis
Ermatingen noch heute gebräuchlich sind.
Dass man in Schleitheim,
statt „ich weiss nid“ „ich waas nit“ sagt, überrascht nicht
weiter, aber dass die Möwe auf der Höri und teils auch in Konstanz
heute noch „Allebock“ heisst, dürfte viele überraschen.
Interessant ist die Herkunft des Audruckes „einen Zahn zulegen“.
Er bezieht sich auf das gezahnte Eisen über dem Herdfeuer. Umhängen
auf einen tieferen Zahn beschleunigte den Kochvorgang.
Wie
Fremdsprachen unsere Mundarten beeinflussen, bewies Seiterle an
vielen Beispielen. Das italienische Ciao (Tschau) oder Binätsch von
spinacio (Spinat) gehören heute zur Schweizerischen Mundart.
Ein fleissiger Briefschreiber
Ende des 16. Jahrhunderts
diskutierten in rund 500 Briefen Hans von Schellenberg aus Randegg,
Regent über den Hegau und strenger Katholik, und Hans Jakob Rüeger,
reformierter Pfarrer in Schaffhausen. Oft ging es um den
Glaubensstreit, welchen der Reformator Martin Luther und der Astronom
Nikolaus Kopernikus ausgelöst hatten.
Sie stritten über das Primat
des Papstes, die Verehrung von Heiligen oder den Glauben an Wunder.
Schellenberg war mit seinen Formulierungen sehr direkt und
schalkhaft. Er empfahl seinem Freund in Schaffhausen den Aderlass
„damit Euch lauter gutes, katholisches Blut wachse“.
Mit frivolen
Anspielungen zielte er auch unter die Gürtellinie. Für das
Potenzproblem zum Beispiel verwies er seinen Freund in Schafhausen
auf die Hilfe im Kloster St. Katharinental, bei den Nonnen, welche im
Kerzenstübli arbeiten. Viele der mehr als 400 Jahre alten Aussagen
sind heute noch aktuell. So schrieb Schellenberg sein Gichtleiden dem
übermässigen Genuss von Wildbret, Fisch und fettem Kapaun zu. „Nach
dem süssen kommt ein herbes Mass“ sinnierte er.
Seiterle strapazierte die
Lachmuskeln der rund 30 Zuhörer. Er verstand es, die Sprüche mit
Humor zu erklären und die Pointen hervorzuheben. Es war ein höchst
vergnüglicher Sonntagabend.
Die Gemeinnützige Gesellschaft
Diessenhofen organisierte den Bildervortrag. Der rund 150 Jahre alte
Verein setzte sich bis 1993 für Kranke und Arme ein. Heute
organisiert er ein vielfältiges kulturelles Programm.
Der nächste
Anlass ist die Vorführung eines Edgar-Wallace-Filmes in der
Kulturstube Löwen am 20. Februar. Jahresprogramm siehe
www.ggdkultur.ch.
Anne Seiterle
begrüsst im Namen der Gemeinnützigen
Gesellschaft Diessenhofen
den Referenten Gérard Seiterle (Anne ist die Nichte von Gérard)
den Referenten Gérard Seiterle (Anne ist die Nichte von Gérard)
Gérard
Seiterle bescherte mit seinem humorvollen Vortrag den Gästen einen
vergnüglichen Abend
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