Tiefenlager für radioaktive Abfälle in Beringen
Zeitplan-Korrektur
mit Chancen und Risiken
Die
Standortsuche für ein Tiefenlager für radioaktive Abfälle bleibt
für Beringen und die Region noch länger ein Thema. Der Bund hat in
den vergangenen Wochen seinen Zeitplan zur Festlegung eines Standorts
um Jahre gestreckt. Einerseits schafft das zusätzliche Zeit für
seriöse Abklärungen, andererseits wächst die Gefahr, aufgebautes
Wissen in den regionalen Laiengremien zu verlieren.
Mitte
Mai fand in Neuhausen ein öffentlicher Informationsanlass statt über
die Prozesse und Entwicklungen rund um das in die engere Wahl
geratene Areal «Brentenhau» im Neuhauser Wald. Dass es für
Aussenstehende nicht besonders spannend ist, sich mit dieser auf
lange Zeit angelegten brisanten Materie zu befassen, ist eines der
Probleme, die uns immer wieder auffallen.
Trotzdem hätten sich die
Veranstalter ebenso wie der Beringer Gemeinderat zweifellos ein
grösseres Interesse an diesem Anlass gewünscht. Die Krux liegt
jedoch unter anderem darin, dass ein Engagement für diese komplexe
Sache nicht sofort, sondern erst langfristig für kommende
Generationen sichtbar wird.
Neuer
Fahrplan, gestreckte Termine
Inzwischen
hat das Bundesamt für Energie (BFE) seinen Zeitplan noch einmal
überarbeitet. Die Inbetriebnahme eines Tiefenlagers für schwach und
mittelradioaktive Abfälle (SMA) wie es unter anderem fürden
Südranden im Gespräch ist, ist demzufolge nicht mehr 2035 sondern
frühestens 2050 zu erwarten. Für hochradioaktive Abfälle (HAA),
für die das benachbarte Weinland einer von mehreren
Standortvorschlägen ist, soll dieser Termin nun etwa 2060 sein.
Positiv daran ist sicher die Chance, dass Forschungsergebnisse
berücksichtigt werden können, die zu einem früheren Zeitpunkt noch
nicht vorlagen. Kurzfristig bietet sie dem BFE vielleicht die
Voraussetzung, auf Entscheidungen, die sich bisher als nicht
zielführend erwiesen haben, zurückzukommen und geforderte
Korrekturen vorzunehmen.
Die
andere Seite der Medaille ist allerdings die wachsende Schwierigkeit
beim Wissenstransfer. In den lokalen Gremien wird es in den kommenden
Jahren naturgemäss zu einigen Wechseln kommen. Die Erfahrung und das
aufgebaute Fachwissen sind dabei nur schwer zu erhalten. Der
Wissenstransfer wird in ruhigeren Prozessphasen zur echten
Herausforderung.
Im ungünstigsten Fall kann sie die
Regionalkonferenzen als Partizipationsgremien schwächen. Hilfreich
wäre unter diesen Vorzeichen, die junge Generation könnte verstärkt
für die Mitarbeit in den regionalen Gremien gewonnen werden. Sie ist
es schliesslich, die später das Ergebnis zu schultern hat.
Schadenersatzfragen
Neben
der nicht unerheblichen Frage, wie lange Gemeinden und Regionen mit
dem Damoklesschwert leben müssen, irgendwann Endlagerstandort zu
werden, stellt sich immer öfter die Frage nach finanziellen
Abgeltungen. Nicht erst am Ende des sehr langen Prozesses muss
entschieden werden, wie wirtschaftliche Schäden, welche die
potenziellen Standortregionen treffen, zu kompensieren sind.
Derzeit
erarbeitet die nationalrätliche Kommission für Umwelt, Raumplanung
und Energie einen Bericht zu diesen Grundsatzfragen und zum Vorgehen.
Sie wird wohl auch darüber reden, wann Schäden eintreten. Bildet
bereits die Möglichkeit eines geologischen Tiefenlagers ein
wirtschaftliches Hemmnis für die regionale Entwicklung? Oder tritt
ein Schaden erst ein, wenn die Bagger auffahren?
In unserer Region
ist man überzeugt, Entschädigungen müssten eigentlich schon in der
aktuellen Planungsphase ausgerichtet werden. Noch komplizierter wird
es allerdings, wenn der Schaden dereinst in Franken und Rappen zu
bemessen ist. Heute schonstellt sich die Frage, ob die Finanzierung
durch die Stromkonzerne nach dem Verursacherprinzip überhaupt
gesichert ist.
Es
lohnt sich für alle, das Thema «geologisches Tiefenlager» –
trotz oder gerade wegen des sehr weiten Zeithorizonts – im Blick zu
behalten. Der Gemeinderat schaut jedenfalls mit der nötigen
Beharrlichkeit auf die Entwicklung und unterstützt in der Region
alle Schritte, welche die gemeinsamen Interessen wahren.
Gemeinderat
Beringen
Eva
Neumann
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