Podium
Stadtratswahlen Diessenhofen
vom 02.02.2015
Elf Kandidaten für sieben Sitze
Elf Kandidaten für sieben Sitze
Die
Wahlen am 8. März in Diessenhofen werden so spannend wie seit Jahrzehnten nicht
mehr. Zwei Kandidatinnen und neun Kandidaten bewerben sich für den
siebenköpfigen Stadtrat.
Es sind dies, in
alphabetischer Reihenfolge: Markus Birk (SP, bisher), Maja Bodenmann (CVP,
neu), Urban Brütsch (CVP, bisher), Stefan Gränicher (SVP, bisher), Mirko
Kelebuda (SP, bisher), Linda Seiler (FDP, neu), Walter Sommer (FDP,
Stadtammann, bisher), Urs Sommerhalder (SVP, neu), Michael Stamm (SVP, neu), Fritz
Franz Vogel (parteilos, neu), Andreas Wenger (FDP, bisher). Der bisherige
Stadtrat der SVP Urs Schum tritt nicht mehr an.
Am Montag stellten sie sich
in einem Podiumsgespräch den Wählern. Nicht dabei war Walter Sommer,
Stadtammann.„Nach Absprache mit den Parteien werde ich nicht dabei sein. Es
wäre nicht fair den Bewerberinnen und Bewerbern gegenüber“ sagte er auf
telefonische Anfrage. In einem Interview mit den Schaffhauser Nachrichten
erklärte er, erwerde wahrscheinlich nach einer halben Amtszeit zurücktreten.
Rund 150Gäste kamen in die
Rhyhalle und sie wurden nicht enttäuscht.
Moderator Mäni Frei organisierte den
Anlass straff und fair. Die Rededauer jeder Kandidatin und jedes Kandidaten
beschränkte er auf zwei Minuten. Die Reihenfolge ihrer Auftritte wurde
ausgelost. Nebst Angaben über Beruf, Familie und Hobbys durften sie über den
grössten Erfolg und die grösste Niederlage ihres Lebens reden.
Dabei zeigte
sich, dass alle mit ihrem privaten und beruflichen Leben zufrieden sind. Als Niederlagen
beschrieben sie, wie sie eine Arbeitsstelle oder einen wichtigen Auftrag nicht
erhielten. Als Begründungen für die Kandidatur gaben alle an, dass sie sich für
die Lebensqualität in Diessenhofen einsetzen wollen. Die bisherigen Stadträte
betonten den Vorteil der Kontinuität.
Als neuer Stadtrat würde Vogel die Kultur
in Diessenhofen fördern. Stamm ist Design-Ingenieur bei der Schöttli AG. Er beschrieb
sich als jung und dynamisch. Bodenmann, Kindergärtnerin, erwähnte ihren Einsatz
als Präsidentin des Forums für ein attraktives Diessenhofen, in welchem auch
Stadtrat Brütsch im Vorstand wirkt. Die 20-jährige Linda Seiler ist seit vier
Jahren politisch aktiv. Sie ist Präsidentin der FDP-Ortspartei. Im nächsten
Jahr beginnt sie ein Mathematikstudium. Sommerhalder würde im Stadtrat seine
Führungserfahrung als selbständiger Unternehmensberater einbringen.
Nach dieser persönlichen
Vorstellung stellte Frei Fragen zu aktuellen und brisanten Themen wie
Einkaufstourismus oder Integration von Ausländern. Seine provokativen Fragen
gefielen dem Publikum und lösten oft Gelächter aus. „Soll man Leute ausbürgern,
die in Deutschland einkaufen?“ fragte er. Brütsch meinte dazu „da muss sich
jeder an der eigenen Nase nehmen“ und teilte damit seine Ansicht mit den
übrigen Befragten.
Zum Verkehrskonzept erklärten die bisherigen Stadträte, dass
das Problem des täglichen Staus vor der Holzbrücke ernst genommen werde. „40
Jahre lang wurde viel geredet, aber passiert ist kaum etwas“ konterte Frei. Die
Kandidatinnen und Kandidaten waren mit ihren Antworten
auf Fragen von Frei und aus dem Publikum sehr zurückhaltend.
Es war von viel
gutem Willen und Bildung von Kommissionen die Rede, auch wenn Frei auf konkrete
Vorschläge pochte.
Eine erfrischende Ausnahme
war Vogel
Den leer stehenden Unterhof würde er in ein Handwerker-Gymnasium umfunktionieren. Das Verkehrs-Problem wäre nach seiner Meinung gelöst, wenn die Stadt jedem, der auf sein Auto verzichtet, ein E-Bike schenken würde. „Es muss nicht jeder so ein Riesenauto fahren wie Herr Gränicher“ meinte er. Ihn stört, dass am Standort des bisherigen Feuerwehrdepots ein Werkhof mit Abfallentsorgung geplant sei, falls ein neues Feurwehrdepot gebaut wird.
„Eine
Güseldeponie mitten im Städtchen, das ist ein Blödsinn“ monierte er. Er würde stattdessen
dort eine Kulturhalle bauen. Zur neuen Kulturbeauftragten der Stadt meinte er
„Sie ist leider eine Ausländerin“ und löste damit Gelächter aus. Von
Parteipolitik hält Vogel nicht viel. „Parteisysteme sollte man auf den
Misthaufen werfen“ sagte er.
Frei forderte das Publikum
auf, Fragen zu stellen. Kritisiert wurden das Parkplatzangebot und die
mangelnde Orientierung über Entscheide im Rathaus.Ein Gast wollte wissen, was
mit den vielen Tonnen Blei im Kugelfang beim Schützenhaus passieren wird.
Brütsch antwortete, die Entsorgung sei im Finanzplan 2016 enthalten.
Die Ortsparteien der CVP,
FDP, SP und SVP hatten den Anlass organisiert. Sie luden im Anschluss an den
offiziellen Teil zum Apéro ein und boten so Gelegenheit zum direkten Kontakt mit
den Kandidatinnen und Kandidaten.
Dieter Ritter (dr)
© Text und Fotos von Dieter Ritter
Von links Michael Stamm (SVP, neu), Fritz Franz Vogel (parteilos, neu), Urban
Brütsch (CVP, bisher)
von links: Sommerhalder, Seiler, Vogel, Gränicher,
Bodenmann, Kelebuda,
Birk, Stamm, Brütsch und Wenger
Birk, Stamm, Brütsch und Wenger
Mäni Frei moderierte
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