Geotop-Einweihung 24.3.2015
Haifischzähne
im Cholfirst
„Meeresstrand
im Paradies“ versprach die Einladung zur Besichtigung der alten Sandgrube im
Cholfirst am Mittwoch. Sie erlaubt Einblicke in die Erdgeschichte und wird
deshalb Geotop genannt.
„Hier stehen Sie am
Meeresstrand“ behauptete Kurt Engel, Gemeindeammann von Schlatt. Der Beweis
seien Austernschalen, Zähne von Haien und Krokodilen und andere Fossilien. Sie
kamen zum Vorschein, als die Ziegelei Paradies hier bis ins 20. Jahrhundert
Sandstein abbaute.
Raimund Hipp,
Abteilungsleiter Natur und Landschaft des Kantons Thurgau, erzählte die
spannende Geschichte der Sandgrube. Vor 20 bis 16 Millionen Jahren war das Mittelland
und damit auch Schlatt von einem flachen Meeresarm bedeckt. Durch Hebung des
Untergrundes wurde daraus das heutige Festland.
Dann bildeten sich durch Wind
und Wetter Talsysteme, deren Flüsse Erosionsmaterial aus den Alpen ins
Unterland abtransportierten. Diese Ablagerungen werden Molasse genannt. Sie
bestehen vorwiegend aus Sandstein. Eine Informationstafel am Eingang zur
Sandgrube erklärt diese Geschichte mit leicht verständlichen Texten und anschaulichen
Grafiken. Eine Sammlung der Funde beim Abbau des Sandsteines befindet sich im
Naturmuseum in Frauenfeld.
Schaffhauser
Wald auf Thurgauer Boden
Das Waldstück, in welchem
sich die Sandgrube befindet, liegt in der Gemeinde Schlatt. Besitzerin ist der
Kanton Schaffhausen. Ursprünglich habe der Wald dem Kloster Paradies gehört,
erklärte der Schaffhauser Kantonsforstmeister Bruno Schmid. Als das Kloster
1836 aufgehoben wurde, erwarb Familie Wegelin aus Diessenhofen den Wald im
Cholfirst. 1858 kaufte ihn der Kanton Schaffhausen.
Das
Geotop Sandgrube, ein Gemeinschaftswerk
Vor drei Jahren fragte der
Kanton Thurgau das Kantonsforstamt Schaffhausen an, ob sie gemeinsam die alte
Sandgrube als Geotop herrichten könnten. „Als Waldbesitzer waren wir gerne
bereit mitzuhelfen“ erklärte Schmid. Einige Bäume und viel Gestrüpp räumte das
Forstamt Schaffhausen weg. Die Gemeinde Schlatt baute einen Fussweg mit
befestigten Stufen. Der Kanton Thurgau gab eine Informationstafel in Auftrag.
Hipp koordinierte das Projekt. „Wir haben Freude am gelungenen Werk und danken
der Gemeinde Schlatt und dem Kanton Schaffhausen für die gute Zusammenarbeit“,
sagte er.
Geotop
als Touristen-Attraktion
Hipp sieht die alte
Sandgrube in der heutigen Form auch als Picknick-Platz. „Wenn sich eine Familie
nicht einigen kann, ob sie in die Berge oder ans Meer fahren will, solle sie
doch einfach nach Schlatt kommen, da hat sie beides“, scherzte er. Auch Adrian
Braunwalder, Leiter Thurgau Tourismus, sieht touristischen Nutzen. Das Geotop
ist Station der Geo-Radroute Rorschach – Schaffhausen. Aktivurlaub sei im
Trend, sagte er.
Das Geotop alte Sandgrube ist leicht zu finden. Nach der Station Schlatt-Paradies in Richtung Schaffhausen führt ein Weg kurz vor der Bahnunterführung links zum Waldrand. Dort zeigt ein Wegweiser, dass es nur noch hundert Meter bis zur alten Sandgrube sind.
© Text und Fotos von Dieter Ritter
Eine Informationstafel im Eingang zum Geotop orientiert über die Erdgeschichte
Projektleiter Raimund Hipp, erklärt die Entstehung der verschiedenen
Erdschichten.
von links, Adrian Braunwalder, Leiter Thurgau Tourismus, Projektleiter Raimund
Hipp, Leiter Abteilung Natur und Landschaft Thurgau, Kurt Engel, Gemeindeammann
Schlatt und Bruno Schmid, Forstingenieur Kanton Schaffhausen, stossen auf das
gemeinsame Werk an.
von links, Bruno Schmid, Forstingenieur Kanton Schaffhausen, Kurt Engel,
Gemeindeammann Schlatt, Adrian Braunwalder, Leiter Thurgau Tourismus und
Projektleiter Raimund Hipp, Leiter Abteilung Natur und Landschaft Thurgau,
stossen auf das gemeinsame Werk an.
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