Waldumgang
Bürgergemeinde Diessenhofen
21.6.2015,
Waldumgang
Am
Sonntag lud die Bürgergemeinde Diessenhofen zum Waldumgang ein. Sie zeigte
ihren Wald auf dem Heerenberg an der Nordseite des Stammerberges. Er liegt auf
dem Gebiet der Gemeinde Wagenhausen.
Am Bahnhof Diessenhofen
begrüsste Bürgerpräsident Urban Brütsch rund sechzig Gäste. Es freue ihn, dass
sie trotz Nieselregen und tiefen Temperaturen gekommen seien, sagte er. Die
Stadtmusik Diessenhofen unter der Leitung von Markus Augenstein sorgte mit
rassiger Musik für einen fröhlichen Auftakt. Nach der gemeinsamen Bahnfahrt
nach Etzwilen folgte der Anstieg auf einem bequemen Weg hinauf bis zum Rand des
Bürgerwaldes. Dort begrüsste Bürgerpräsident Urban Brütsch den Kreis-Forstingenieur
Ueli Ulmer.
Steinblöcke
fast wie auf der Rigi
„Der Heerenberg ist ein
wahres Kleinod“, sagte Ulmer. Er erklärte die Besonderheiten dieses Waldes. Die
Gegend war 1999 vom Orkan Lothar betroffen. Von den 15 Hektaren Bürgerwald
liess man auf zwei Hektaren die geworfenen Bäume liegen. Man wusste nicht, was
mit Wald passiere, der sich selber überlassen wird, sagte Ulmer. „Es war eine
Pioniertat der Bürgergemeinde“ lobte er.
Ein Vertrag mit dem Kantonalen
Forstamt erklärt diese zwei Hektaren zum Waldreservat. Das bedeutet, dass bis
2050 keine forstlichen Eingriffe gemacht werden dürfen. Dieses Waldstück sei
reich an Steinblöcken, fast wie an der Rigi, sagte Ulmer. Er liess dann die
Gesellschaft einen abenteuerlichen Steilhang hinaufkraxeln. Dort war
eindrücklich zu sehen, wie sich der Wald in den ersten 15 Jahren seit dem Sturm
entwickelte. Grosse Baumstämme lagen wild durcheinander, umrankt von Unterholz.
„Nach weiteren 35 Jahren kann man diese Stämme wahrscheinlich kaum noch sehen“
erklärte Ulmer. Langfristiges Ziel ist, dass im Thurgau bis 2030 zehn Prozent
der Waldfläche Waldreservate sind. Heute sind es bereits neun Prozent. Eine
Besonderheit des Bürgerwaldes Heerenberg ist auch, dass es sich um einen
Linden-Zahnwurz-Buchenwald handelt, so wie er im Jura an steilen Lagen
anzutreffen ist. Der Namensteil Zahnwurz bezieht sich auf eine weiss blühende
Pflanze.
Nach einer weiteren halben
Stunde gemütlichem Fussmarsch erreichte die Gesellschaft den Stammheimer Aussichts-Turm
Vorderhütten. Wer sich die 55 Treppenstufen des Holzturmes hinaufquälte, wurde
mit einer grossartigen Aussicht auf das Stammertal belohnt. Bei guter Sicht
sollen die Alpen vom Säntis über die Churfirsten bis zu den Gipfeln des Berner
Oberlandes zu sehen sein, behauptet eine Beschreibung des Turmes im Internet. Der
Beweis konnte an diesem trüben Sonntag nicht erbracht werden.
Beim Turm hatte
die Bürgergemeinde einen Festplatz mit Grillstelle vorbereitet. Durch die
gelegentlichen Regenschauer liessen sich die Gäste die Freude am Zusammensein,
der Unterhaltung durch die Stadtmusik und den Grillwürsten von Guiseppe Del
Grosso nicht verderben. Für etwas Wärme von innen sorgte ein guter Tropen,
gespendet von der Bürgergemeinde.
Die Bürgergemeinde
Diessenhofen besitzt total 235 Hektaren Wald. Der grösste Teil wurde ihr 1872
bei der Trennung der Orts- und Bürgergemeinden zugesprochen. Im Jahr 1900
kaufte sie die erste Waldparzelle am Heerenberg. Es folgten weitere Käufe und heute
sind es dort total fünfzehn Hektaren.
Dieter Ritter
© Text und Fotos von Dieter Ritter
Am Bahnhof Diessenhofen traf man sich morgens um Neun (1)
Am Bahnhof Diessenhofen traf man sich morgens um Neun (2)
Am Bahnhof Etzwilen startete die Gesellschaft zum 1 ½-stündigen Marsch
Im Waldreservat musste man sich mit beiden Händen festhalten,
um
auf den liegenden Bäumen herumzuturnen
Urban Brütsch begrüsst den Kreis-Forstingenieur Ueli Ulmer
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